Angie McMahon: Light, Dark, Light Again

Angie McMahon credit Bridgette Winten

Vier Jahre nach ihrem Debüt lässt die australische Indie-Rock-Songwriterin Angie McMahon ihr Zweitwerk „Light, Dark, Light Again“ folgen

von Gérard Otremba

Beim Erscheinen des Debütalbums „Salt“ schrieb ich 2019, dies sei der Beginn einer langen musikalischen Freundschaft. Umso bedauerlicher war die gesundheitsbedingte, kurzfristige Absage ihrer Auftritte beim diesjährigen Reeperbahn Festival. Da stand Angie McMahon prinzipiell fest auf meiner Konzertbesuchsliste. Nun, die Gesundheit ist auch bei Musikern das wichtigste Gut, und die musikalische Freundschaft geht weiter und wird mit dem zweiten Album „Light, Dark, Light Again“ ausgebaut. Die australische Musikerin lotet nämlich wieder die Möglichkeiten des Songwriter-Indie-Rock-Bereichs aus, und das macht sie erneut hervorragend.

Angie McMahon findet Trost

Angie McMahon Light Dark Light Again Cover

Eine depressive Phase

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zwang Angie McMahon, sich auf eine Matratze im Vorgarten zu legen und nichts anderes zu tun, als in den Himmel zu schauen und zu beobachten. McMahon sah diverse, ihre Form verändernde Vogelschwärme, sie tauchte ein in die Zyklen der Natur und lernte, dass Veränderungen zu den Konstanten des Lebens gehören. „Es war ein Zoom-Out-Moment. Mein Leben fühlte sich so an, als würde es mich wirklich aus der Bahn werfen und sehr schlecht laufen. Aber der Himmel und das Wasser waren immer noch sehr konstant und ausgleichend. Darin habe ich so viel Trost gefunden“, erklärt McMahon. Die Aufnahmen für „Light, Dark, Light Again“ fanden in ihrer Heimatstadt Melbourne sowie in Durham, North Carolina, statt, wo sie mit Produzent und Songwriter Brad Cook (Bon Iver, Kevin Morby, Waxahatchee, Snail Mail) zusammenarbeitete. Auch Bon-Iver-Drummer Matt McCaughan, Songwriter Leif Vollebekk und Phil Cook gehörten zu ihren Begleitern.

Auf den Spuren von Leslie Feist

Das Ergebnis sind dreizehn prächtige neue Songs. Angie McMahon singt am Ende im von Sounds & Books als Song des Tages vorgestellten Vorabtrack, dem treibenden „Letting Go“, voller Inbrunst und wahrscheinlich kathartischer Wirkung. Auch im getragenen „Fish“ wird es vokaltechnisch zum Schluss überbordend und feierlich. Sehr würdevoll fällt der Opener „Saturn Returning“ aus, während „Divine Fault Line“ der bisher wohl edelste McMahon-Song geworden ist. Auf leisen Sohlen schleicht sich der Track an, bevor immer wieder McMahons sehnsüchtige Stimme anhebt und einem das Herz zerreißt. Und in „Mother Nature“ nähert sie sich gar der Expressivität einer Leslie Feist. Weitere Anspieltipps sind das sanfte, sehr folkige „Black Eye“, das strahlende „Serotonin“ sowie die beiden letzten Songs, die traumhaft schöne Ballade „Music’s Coming In“ und die im Miteilteil aufbrausende Ballade „Making It Through“.

Wo McMahon dichtet: „I didn’t know then that out of ash and destruction the ground will grow things / Time is supposed to run out / Sun is supposed to go down / Rise, fall, rise / Life, death, life again / Day, night, day again / Light, dark, light again“. Der ewige Kreislauf des Lebens, eingefangen in einigen der besten Songwriter-Indie-Rock-Songs des Jahres.

„Light, Dark, Light Again“ von Angie McMahon erscheint am 27.10.2023 bei AWAL / Sony Music. (Beitragsbild von Bridgette Winten)

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